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Wegbereiter der Moderne

Der Buchdruck von Johannes Gutenberg

Ohne Buchdruck hätte die Menschheit technologisch gesehen kaum einen Fortschritt gemacht. Der Buchdruck ist damit das Tor zur Neuzeit. Der Mainzer Johannes Gutenberg gilt als Erfinder des Buchdrucks.

Mit meinem Freund Mirko habe ich vor einigen Tagen noch sein Museum in Mainz besucht, bevor im Oktober das ganze Gebäude abgerissen und die Ausstellung in kleinere Räumlichkeiten umziehen wird.

Der Holzschnitt zeigt Drucker bei der Arbeit in einer mittelalterlichen Druckerei in Nürnberg zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Gravur von Abraham van Werdt
Der Holzschnitt zeigt Drucker bei der Arbeit in einer mittelalterlichen Druckerei in Nürnberg zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Gravur von Abraham van Werdt
Illustration der Buchpreispolitik seit Erfindung der Druckerpresse durch Johannes Gutenberg.
Buchpreisentwicklung seit Erfindung der Druckerpresse durch Johannes Gutenberg.

Der Wert eines Buchs

Während einer faszinierenden Vorführung des Druckverfahrens nach Gutenberg, welche im Keller des Museums stattfand informierte der Vortragende uns darüber, dass ein Buch heute den Wert von 3 Mio. Euro hätte. Der Druckmeister fragte uns, wieviele Bücher unsere Schule wohl ohne Gutenberg besessen hätte. Das saß! Mit einem Augenblick wurde uns wieder der Wert jedes einzelnen Buchs verdeutlicht.

 Der Steve Jobs seiner Zeit?

Vielen gilt der Erfinder als der Steve Jobs seiner Zeit. Gutenberg erbrachte einen Beitrag zur Technologie im Besonderen und zur Zivilisation im Allgemeinen. Seine Erfindung gilt als Beginn der modernen Informationsgesellschaft. Vorher konnten gerade einmal fünf Prozent der Weltbevölkerung Lesen. Die Landbevölkerung bestand zu 99% aus Leibeigenen. Den gelernten Beruf zu wechseln war nur schwer möglich. Für eine Heirat musste man um Erlaubnis fragen. Umziehen in eine andere Stadt war fast nicht möglich.

Ein Schreiber übergibt einem Käufer sein Buch. Der Buchhandel vor Gutenbergs Erfindung. Holzschnitt aus: Aesop, Fabeln, Basel: Jacob Wolff 1501
Eine Zeitstrahlillustration mit einer Auswahl der wichtigsten Erfindungen seit Johannes Gutenberg.
Viele Erfindungen wären ohne Gutenberg nicht möglich gewesen, da nur 5% aller Menschen Lesen und Schreiben konnten.

Ohne Gutenbergs Erfindung wären die allermeisten folgenden Erfindungen nie gemacht worden, da die jeweiligen Erfinder niemals Lesen oder Schreiben gelernt hätten. Ohne diese Erfindungen hätten wir eine viel langsamere technologische Entwicklung von ca. 50-100 Jahren erlebt und würden vermutlich heute noch immer in Ritterrüstungen herumlaufen.

Die Druckerpresse machte erst die Massenproduktion von gedruckten Materialien möglich und hat die menschliche Kommunikation bis heute revolutioniert.

Bis zur Erfindung der Buchpresse mussten Bücher mit der Hand abgeschrieben werden. Dies geschah fast ausschließlich von Mönchen in Klöstern. Es war sehr mühsam und dauerte sehr lange. Deshalb waren Bücher unglaublich teuer. Nur der Adel und reiche Kaufleute konnten sie sich leisten.

Wer das Geld besass bekam jedoch kein Buch, sondern nur einzelne Blätter geliefert. In einem Faß. Denn in Fässern wurden nicht nur Flüssigkeiten aufbewahrt, sondern auch vor diesen geschützt. So konnten die wertvollen Buchseiten ihre teilweise beschwerlichen Reisen durch Wind, Sonne und Regen zu den Käufern antreten.

Gutenbergs Erfindung betraf ausschließlich das Drucken von Text. Derjenige, der ein Buch gekauft hatte musste noch einmal richtig viel Geld investieren. Denn als Nächstes brauchte er noch einen Buchmaler für bildliche Darstellungen zur Ausschmückung und für Initialbuchstaben und die Farbgebung, sowie einen Buchbinder der alles zusammenfügte.

Gutenbergs Armenbibel

In Mainz durckte Gutenberg die sogenannte Armenbibel („Biblia pauperum“), die eine bebilderte Kurzfassung der Bibel darstellt. Sie ist in ihrer Schönheit später niemals wieder erreicht worden. Von den etwa 300 Exemplaren sind heute noch 49 Exemplare erhalten. 2 Exemplare werden noch im Gutenberg Museum von Mainz verwahrt, wo ich selbst einen Blick darauf werfen konnte.

Die ersten Bibeln wurden ausschließlich auf Latein veröffentlicht. Luther übersetzte sie 1521 ins Deutsche. Als Grundlage diente ihm nicht nur die lateinische Sprache, sondern auch altgriechische Vorlagen. Seine Deutsche Bibel war dann später auch die Grundlage für die meisten anderen Sprachversionen.

Das erste gedruckte Buch

Abbildung einer Seite aus dem Buch Hiob aus der 42zeiligen Bibel Gutenbergs.
Das Buch Hiob (Hiob 1,1-7). Seite aus der 42zeiligen Bibel Gutenbergs. Mainz 1452-1455

Die Gutenberg Bibel war nicht das erste Buch, welches gedruckt wurde. Das erste Buch, welches Gutenberg druckte war nur ein relativ unbekanntes Wörterbuch.

In China wurde bereits vorher ein zenbuddhistisches Buch gedruckt. Doch erfunden wurde der Druck auch nicht in China.

Der Buchdruck stammt tatsächlich ursprünglich aus Korea. Nach dem dort eingesetzten Verfahren wurden Blockbücher gedruckt. Sie zeigten meist bildliche Darstellungen. In Europa waren dies biblische Abbildungen.

Das asiatische Verfahren erzeugte einen Farbabrieb. Bei Gutenbergs Druckpresse kommt es auf den Tigel an. Hierdurch wird zum ersten Mal ein gleichbleibender Druck über die gesamte Fläche erzielt. Für sein Druckverfahren erfand Gutenberg eine eigene Druckfarbe, die aus Leinöl und Baumharzen bestand und sich auf dem Papier ablegte, anstatt davon eingezogen zu werden.

Ein Problem stellte die langsame Trocknung dar, für die man die einzelnen Druckbögen auf Wäscheleinen zum Trocknen aufhing.

Handgießinstrument

Die entscheidende Erfindung für sein Verfahren war ein kleines unscheinbares Gerät, mit dem Gutenberg seine Buchstaben unkompliziert herstellen konnte. Mit seinem Handgießinstrument konnte flüssiges Blei in Buchstabenform gebracht werden. Auch Abfälle und Reste konnten eingeschmolzen und in neuen Lettern weiterverwendet werden, die dann wieder zu neuen Texten zusammgengesetzt und gedruckt werden konnten. So entstand ein in sich geschlossener Rohstoffkreislauf.

Gutenbergs Druckprozeß

Zum Drucken einer Seite nahm Gutenberg einzelne Druckbuchstaben aus seinem Setzkasten und bildete damit Wörter, indem er sie nacheinander auf einer Schiene aufreihte. So stappelte er Zeile auf Zeile, bis eine Seite voll war. Anschließend wurde diese Seite auf den Drucktisch gelegt. Die Buchstaben wurden dann mit Farbe geschwärzt und vorsichtig ein Papierbogen darüber gelegt.

Nun presste der Drucker den Pressbock auf das Papier, das dadurch mit den Buchstaben bedruckt wurde. Anschließend wurde der Papierbogen vorsichtig angehoben und zum Trocknen aufgehängt. Das Papier verschmierte beim Anheben sehr leicht. Daher mußte man sehr vorsichtig arbeiten.

Wir können nur erahnen, mit welcher Mühe, Geduld und Geschicklichkeit Gutenberg an seinen Druckerzeugnissen arbeiten musste. Bis er die richtige Legierung für seine metallenen Druckbuchstaben fand musste er unzählige Experimente durchführen.

Hunderttausende Buchstaben und Satzzeichen in verschiedenen Größen, die er beim Drucken verwendete mussten alle genau die gleiche Höhe haben. Wenn sie zu niedrig waren, so druckten sie nicht. Wenn sie zu hoch waren, so gaben sie einen zu kräftigen Druck. Für den Druck seiner Bibel benötigte er wahrscheinlich etwa 400.000 Lettern.

Mittelalterliche Buchdruckerpresse
Mittelalterliche Buchdruckpresse

Kirche und Buchdruck

Die katholische Kirche zog großen Nutzen aus dem Buchdruck. Nicht aus dem Druck der Bibel. Das erledigten sie mit ihren Schreibern vornehmlich selbst. In Mainz beschäftigten sie zu diesem Zweck 20 hauptberufliche Schreiber, mit denen pro Tag bis zu 40 Ablassbriefe erstellt werden konnten.

Mit Gutenbergs erster Maschine konnten deutlich mehr Druckerzeugnisse hergestellt werden, als durch die handschriftliche Methode. Obwohl man die genauen Zahlen nicht kennt könnten es bereits bis zu 200 Ablaßbriefe pro Tag gewesen sein. Für den Verkauf der Bibel gab es nur den Adel als Abnehmer der Kirche. Die Ablassbriefe hingegen interessierten jeden Kirchenbesucher. Daher wurden mit den ersten Druckmaschinen auch Ablassbriefe hergestellt.

Der Druckerkuss

Ein Geräusch, dass man nicht vergisst, wenn man es einmal gehört hatte. Es handelt sich um das schmazende Geräusch, wenn das feuchte Papier sich vom Stempel abhebt. Man hört es auch heute noch, wenn man neben einer Druckpresse steht. Allerdings ist der Kuss heute eher ein Dauerschmatzen weil die Maschinen so schnell geworden sind.

Buchstadt Frankfurt am Main

Rund 100 Jahre lang verkauften die ersten Drucker ihre Bücher vornehmlich in Frankfurt am Main. Nicht in Mainz oder Köln. Die Drucker gründeten 1511 dort die Bruderschaft der Buchdrucker, die als eine Art Gilde später die erste Buchmesse der Welt in Frankfurt hervorbrachte, wo Bücher und andere Druckerzeugnisse in großem Stil gehandelt wurden.

Das Leben von Johannes Gutenberg

Portrait von Johannes Gutenberg

Mögliches Aussehen von Johannes Gutenberg. Es existiert kein Bild von Johannes Gutenberg, da es zu seiner Zeit keine realistischen Darstellungen von nicht-adeligen Personen gab und er zu Lebzeiten nicht berühmt war.

Gutenberg widmete den größten Teil seines Lebens der Entwicklung der modernen Druckerpresse mit beweglichen Lettern.

Letztendlich wurde Gutenberg um die Früchte seiner Erfindung betrogen. Als seine 42-zeilige Bibel fast fertig gedruckt war konnte er 1455 einem Gläubiger eine hohe Geldsumme nicht zurückzahlen. Daraufhin musste er ihm seine ganze Werkstatt mitsamt seinen Bibeln überlassen.

Gutenberg starb mittellos, schikaniert und ohne großes Ansehen im Jahre 1468 n. Chr. (Sein Schicksal erinnert mich damit an einen anderen großen Erfinder. Nicolai Tesla!)

Die Bedeutung seiner Erfindung lebt bis heute weiter. Obwohl Gutenberg als großer Erfinder gilt, ist relativ wenig über sein Leben bekannt. Sein Vater, der Kaufmann Friedrich Gensfleisch entstammte einer wohlhabenden Patrizierfamilie. Seine Heimatstadt Mainz am Rhein war damals eine blühende Handelsstadt. Wahrscheinlich lernte Johannes hier die Goldschmiedekunst und das Münzprägehandwerk. In beiden Berufen kommt es auf das sorgfältige Messen und Prüfen von Metallen an. Man entwickelt Kenntnisse über metallische Veränderungen unter Wärmeeinfluss sowie auf das geschickte Verarbeiten sehr kleiner Gegenstände. Dies war eine Voraussetzung für Gutenbergs späteres Herstellen von metallenen Druckbuchstaben.

Die Bleizeit

Durch Gutenbergs Erfindung wurde die Massenproduktion von Büchern möglich. Wissen konnte für viele Menschen zugänglich gemacht und zur Überlieferung und Weitervererbreitung von Bildung und Ideen beitragen.

Die Zeit seit Gutenbergs Erfindung bis zur Umstellung auf den Computersatz um 1985 wird auch als „Bleizeit“ bezeichnet.

Jahrhunderte befolgten die „Ritter der schwarzen Zunft“ ein hochdifferenziertes Regelwerk. Zwar gibt es in heutiger Zeit auch Textverarbeitungsprogramme, mit denen die Abstände der Buchstaben nach festen Regeln gesteuert werden und somit z.B. Ligaturen gesetzt werden können, jedoch geht das Wissen um die Schwarze Kunst mehr und mehr verloren. Weiterhin wird von einigen Künstlern der Buchdruck wie zu Gutenbergs Zeiten durchgeführt, und bei Treffen, beispielsweise in Mainz bei der Minipressen-Messe, wird noch die Sprache der Schwarzen Kunst gepflegt.

Das Wappen der Buchdrucker.

Zunftwappen der Buchdrucker

 

Weiterführende Links

 

Foto des Autors
Über den Autoren

Stephan Bender

Bücher haben mich seit früher Kindheit begleitet. Als Buchhändler erstand mein Vater für mich jedes Buch, das ich lesen wollte. So war schon mein Elternhaus von Sprache, Kunst und Literatur geprägt. Anfangs verschlang ich Abenteuerromane. Später widmete ich mich den Biografien großer Künstler und entdeckte Bücher über Malerei. So wurde mein Interesse für Design und Kunst geweckt und ich verbrachte meine Jugend größtenteils damit, zu zeichnen und zu malen. Nach meiner Ausbildung zum Mediengestalter habe ich in Düsseldorf und München in Werbeagenturen als Grafiker und später als Artdirektor gearbeitet, bevor ich mich im Jahr 2009 mit einem Kollegen und eigener Agentur in München mit dem Fokus auf Websiteerstellung selbstständig gemacht habe. 2011 gründete ich mein eigenes Designbüro: Bendesign. Seitdem arbeite ich für meine Auftraggeber daran, die Qualität ihrer Angebote zu visualisieren und die Kommunikation von Menschen und Marken zu verbessern.

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