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Minimalismus in der Corporate-Kommunikation

Für ein passendes Design nimmt man soviele Effekte wie möglich. Von den 10.000 installierten Schriften dürfen ruhig gleich ein Duzend zum Einsatz kommen. Die richtige Farbharmonie wird sicher durch ein möglichst großes Spektrum verwendeter Farben erreicht. Kreativität lässt sich so natürlich am besten darstellen.

Die zusätzliche Anwendung von „Design-Trends“ symbolisiert Zielgruppenaffinität. Am Ende darf dann unbedingt nicht vergessen werden noch die Pflegespülung mit sanfter Kur durchlaufen zu lassen und das Design wieder schön weichzuspülen, so dass sich ein angenehm langweiliger Schleier gleichsam über alle Gestaltungselemente legt. Ein Verlauf im Hintergrund vollendet dann das Design-Werk.

Einfach, nicht einfach machen

Wahrscheinlich kennen Sie auch Internetseiten, die so unterirdisch sind, dass sie schon wieder unfreiweilig komisch sind. Auch bei einigen Drucksachen, die einem als Beilagen aus Wochenblättern oder Tageszeitungen entgegenflattern gewinnt man den Eindruck, der Gestalter hätte versucht das letzte Free-Jazz Konzert optisch umzusetzen.

Design ist ein Thema, dass sogar viele Agenturen und Verleger zuerst einmal an teure großformatige Darstellungen auf Hochglanzpapier mit ganzseitigen Farbabbildungen denken lässt. Die Motive dazu sind meist oberflächlich. Das geht aber auch anders. Gelungene Gestaltungen im B2B Bereich orientieren sich an den Idealen des Minimalismus. So bleiben sie nicht nur besser im Gedächtnis, sondern können Ihre Kommunikationswirkung viel besser entfalten.

Design ist nicht gleich Werbung

Es geht um unterschiedliche Zielsetzungen. Die beiden Themen werden jedoch recht häufig verwechselt. Werbung muß Auffallen. Schlechtes Design kann einer Firma hingegen sogar schaden. Es macht daher Sinn, den kommerziellen Druck auf Corporate-Ebene zu reduzieren, wenn die Zielsetzung Imageförderung lautet.

Das Umfeld

Es gibt in jeder Branche eine Vielzahl verschiedener Logos, verschiedene Designkonzeptionen, Formen, Farben, Schriften, Bilder und Ideen. In diesem Umfeld müssen Firmen heute bestehen. Special Effects helfen normalerweise nicht vorranzukommen.

Ein schönes Design hilft, eine Marke zu bemerken. Ein minimalistisches Design macht es leicht, sich diese Marke einzuprägen und sich daran zu erinnern.

Ein großer Vorteil im Corporate-Design ist deshalb die Fähigkeit konstant und beständig zu kommunizieren. Im Gegenteil zu kurzlebigen Trends, die sich meist schnell wieder abgenutzt haben. Minimalistisches Design strahlt Fokusierung und Zielstrebigkeit aus. Richtig umgesetzt, verbreitet es darüber eine professionelle Wirkung. Die Beschränkung auf wenige prägnante Gestaltungselemente hilft.

Die Merkmale

Minimalistisches Design entsteht auf Grundlage eines Rastersystems, welches einen übersichtlichen Aufbau der Inhalte garantiert. Weißräume sind wesentliche Elemente und werden von vorneherein mit in die Gestaltung einbezogen. Durch einen systematischen Aufbau kann später die Hierarchie der Inhalte verdeutlicht werden. Die Typografie ist durch die Verwendung weniger, ausgewählter Schriften in wenigen Schriftschnitten bestimmt.

Auch die gemeinsame Farbgebung ist schlicht und reduziert. Meist kommen nur wenige Farben zum Einsatz. Als Grundfarbe wird daher häufig weiß, schwarz oder Grau verwendet. Eine weitere Signalfarbe dient als Hinweisfarbe (Eye-Catcher).

Fazit

Das Prinzip sich im Designprozess auf die wesentlichen Designelemente zu reduzieren und dadurch die Form an die Funktion anzupassen, fasziniert mich, denn die Vereinfachung komplexer Zusammenhänge stellt eine Metafunktion von Design dar. Reduktion ist deswegen nicht nur eine Art der Gestaltung, sondern eine Art der Problemlösung. „design thinking“.

Es gibt vermutlich nicht allzuviele Firmen, die den außerordentlichen Wert von gutem Design tatsächlich verinnerlicht haben. Die, welche es tun, lassen den Wettbewerb üblicherweise hinter sich und verdienen sich obendrein eine goldene Nase.

Visuelle Markenführung hat mit Kundennähe und dem Verständnis neuronaler Wirkungsweisen zu tun. Design richtet sich daher nicht nur an der Identität der Gesamtmarke aus, sondern gestaltet diese!

Diesen Einfluss kann man meiner Meinung nach nicht groß genug einschätzen. Deshalb kann ich nicht verstehen, weshalb viele Unternehmen eigene Kreativabteilungen haben, diese jedoch nur ein weiterer Fachbereich unter vielen sind, der selbst nicht entscheidend wirken darf. Einige der weltweit erfolgreichsten Firmen sind vielleicht gerade deswegen so erfolgreich, weil sie hier einen anderen Weg gewählt haben. (Damit ist nicht nur Apple gemeint.)

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Über den Autoren

Stephan Bender

Bücher sind mir seit meiner frühen Kindheit wertvolle Begleiter. Schon mein Elternhaus war von Sprache, Kunst und Literatur geprägt. Mein Interesse am Lesen fiel auf fruchtbaren Boden, denn mein Vater arbeitete als Buchhändler in Koblenz. Er erstand für mich jedes Buch, das ich lesen wollte. Anfangs verschlang ich Abenteuerromane. Später widmete ich mich den Biografien großer Künstler und entdeckte Bücher über Malerei. So wurde mein Interesse für Design und Kunst geweckt und ich verbrachte meine Jugend größtenteils damit, zu zeichnen und zu malen. Nach meiner Ausbildung zum Mediengestalter habe ich in Düsseldorf und München in Werbeagenturen als Grafiker und später als Artdirektor gearbeitet, bevor ich mich im Jahr 2009 mit einem Kollegen und eigener Agentur in München mit dem Fokus auf Websiteerstellung selbstständig gemacht habe. 2011 gründete ich mein eigenes Designbüro: Bendesign. Seitdem arbeite ich für meine Auftraggeber daran, die Qualität ihrer Angebote zu visualisieren und die Kommunikation von Menschen und Marken zu verbessern.

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Die Imagebroschüre, da geht noch was.

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    1 Gedanke zu „Anleitung zum Unglücklichdesign – Minimalismus 5/5“

    1. die vielbeschworene reduktion und ihr ansatz.
      klingt, argumentativ schlüssig vertreten, als logische und zwingende grundlage, voraussetzung und konsequenz
      für gelungenes design…
      aber stimmt das auch? design ist ein anglizismus. bekanntlicherweise… auf deutsch bedeutet er schlicht: gestaltung. ab wann aber ist eine gestalt eine gestalt(ung)? und in welcher zeit(epoche) wird diese als solche für gültig erklärt?
      eingedenk watzlawicks: „man kann nicht nicht kommunizieren“ kann man darum genauso sagen:
      man kann nicht nicht gestalten…
      was ist dann aber form und zusammenstellung dieser „form“ zur gestaltung? ich meine: die „reduktion“ auf ein credo, und in diesem sinne eine formal“gestalterische“
      ideologie die ihre kleinheit als das „große“ verkauft.
      es ist der glaube an den wert der bedeutungsamkeit der
      form, die sie seinen inhalt beimisst, den er durch die
      vermeintliche form erhält. dennoch bleibt es ein glaube.

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